Homunkulus – es ist ein kleines, grünes, humanoides Wesen. Statt Augen hat es nur Höhlen, die Nase ist angedeutet, es hat keine Ohren und der Mund ist die einzige Öffnung am gesamten Körper, gefüllt mit spitzen Zähnen. Es besitzt keinerlei Geschlechtsmerkmale.
Tagebuch des Zauberers Markos, Dritter Astalstag im Monat der Syv, 1678 n. Trä.
Es lebt! Oder zumindest ist es mir durch machtvolle Magie gelungen, ein möglichst lebensechtes Verhalten zu simulieren.
Ich habe den Homunkulus mit Blitzen beschossen, bis er sich aufgerichtet hat. Ich bin sicher, wenn es über Augen verfügt hätte, hätte es diese ebenfalls aufgerissen. Dann hat es angefangen, mich zu beleidigen.
Herzog ist besorgt wegen Situation mit gemeinen Volk, hat um Hilfe gebeten.
Tagebuch des Zauberers Markos, Dritter Syvstag im Monat der Syv, 1678 n. Trä.
Es hat einen schier unersättlichen Appetit auf Fleisch, ist dabei jedoch nicht wählerisch. Ich füttere es mit bis zu fünf toten Ratten am Tag. Während es frisst, überhäuft es mich mit Beleidigungen, den Rest der Zeit sitzt es in seinem Glas und schläft.
Bitten des Herzogs werden dringender, habe Schutzzauber gewirkt, damit er Ruhe gibt.
Tagebuch des Zauberers Markos, Erster Ilmiastag im Monat des Janás, 1678 n. Trä.
Mein Homunkulus hatte einen Defekt. Beim heutigen Schwall an Beleidigungen kam mit jedem Wort Blut aus seiner Mundöffnung. Der Zauber in seinem Inneren, der das Fleisch zersetzt und in Energie umwandelte, scheint seine Wirkung verloren zu haben. Ich werde es sezieren müssen.
Tagebuch des Zauberers Markos, Erster Astalstag im Monat des Janás, 1678 n. Trä.
Ich konnte den Fehler ausfindig machen. Der Zauber zur Zersetzung des Fleischs war nicht richtig fixiert. Jedes mal wenn es sich bewegt hat, wurder auch der Zauberradius minimal verschoben und hat winzige Teile seines Inneren zersetzt. Schließlich war eine der magischen Runen so weit zerstört, dass die Wirkung des Zaubers nachließ. Alles war voll mit Blut und Fleischresten.
Herzog erwähnte beim Essen “revolutionäre Stimmung” unter Gemeinen. Bat um weiteren Schutz. Habe keine Zeit, soll einfach weitere Wachen einstellen. Aber auch keine Wahl, er bezahlt meine Forschung.
Tagebuch des Zauberers Markos, Erster Syvstag im Monat des Janás, 1678 n. Trä.
Ich habe den neuen Homunkulus fertiggestellt. Er ähnelt seinem Vorgänger sehr, ist jedoch größer und ohne den Makel des nicht richtig fixierten Zaubers.
Herzog will einen Golem. Einen tumben Steinwächter! Diese Forderung ist eine Beleidigung meines Könnens! Verglichen mit den Wundern der Homunkulgie ist einen Golem zu Erschaffen eine Aufgabe für einen Schüler! Auch wenn ich zugeben muss, dass er für die gewünschte Aufgabe besser geeignet ist als eine daumengroße, grüne Kreatur. Werde mich demnächst darum kümmern.
Tagebuch des Zauberers Markos, Zweiter Hilastag im Monat des Janás, 1678 n. Trä.
Auch der zweite Versuch war ein Erfolg. Mein Homunkulus lebt. Doch er unterscheidet sich deutlich von seinem Vorgänger (den er, sobald er ihn erblickte, verschlungen hat).
Nicht nur verfügt er über ein weitaus ausgeprägtes Repertoire an Beleidigungen (manche von ihnen bringen selbst mich zum Staunen), sondern auch über etwas, das ich nur als „Bewusstsein“ beschreiben kann. Er besteht darauf kein “es”, sondern ein Mann zu sein, trotz Fehlens jeglicher Geschlechtsmerkmale.
Aber gut, er hat seine Meinung sehr deutlich kundgetan, ebenso wie er mir die Konsequenzen für das Missachten seiner Identität äußerst bildhaft geschildert hat, weswegen ich seinen Wunsch respektieren werde.
Anschließend hat er mich dazu aufgefordert, ihm einen Namen zu geben. Er heißt Hector.
Tagebuch des Zauberers Markos, Zweiter Marastag im Monat des Janás, 1678 n. Trä.
Herzog hat nach mir schicken lassen. Scheint dringen zu sein.
Alles ist ruiniert! Ich habe diesem Narren eine exakte Liste mit den Materialien, die ich für den Zauber benötige, gegeben, aber dieser geizige Idiot hat statt dem Saphier nur einen minderwertigen Stein aus Glas besorgt. Und mir viel es erst auf, als es schon zu spät war.
Ich trauere ihm nicht nach. Der Herzog war ein schlechter Mensch und von einem außer Kontrolle geratenen Golem zerquetscht zu werden, nur um ein paar Goldstücke, die er aus den Bauern rausgequetscht hat zu sparen, geschieht ihm und seiner Familie recht. Es ist nur Schade um das Gesinde und die Dörfler, die das Anwesen stürmten. Es war zwar ein schneller, aber auch sehr schmerzhafter Tod. Aber am Ende ist der Tod nur ein Teil des Lebens.
Ich hoffe nur die Tür hält, bis ich alle meine Sachen gepackt habe und mit Hector [der Rest der Seite ist von einem großen Blutfleck bedeckt.]
Tagebuch des Zauberers Markos, Kein Datum